Eigentlich sollte Meego 1.0 auf dem eeePC gar nicht laufen. Denn aus irgend einem Grund auch immer setzt das Live-Image von Meego entweder einen Intel Atom-Prozessor oder einen ARM vorraus. So bin ich mit meinem naiven Versuch, Meego auf einem AMD64 in einer virtuellen Maschine auszuprobieren, sang- und klanglos gescheitert: CPU Vendor not supported.

Nun trage ich ja schon seit einem Jahr immer einen eeePC 701 mit mir herum, auf dem bisher Debian installiert war. Dieses wollte ich ohnehin schon seit Längerem auf eine größer dimensionierte SD-Karte verfrachten, weil die internen 4 GiB des eeePC dafür eigentlich nie wirklich ausgereicht haben. So kam es dann, dass ich es riskieren konnte, Meego auf meinem eeePC zu installieren, obwohl ich garnicht erwartet hatte, dass es auf dem eeePC mit seinem Celeron M-Prozessor überhaubt etwas tun würde. Nachdem aber das Live-Image vom USB-Stick anstandslos booten konnte und mich nach wenigen Sekunden die Meego Netbook User Experience anschaute, wollte ich es doch wagen.

Das erste Problem bei der Installation entsteht dadurch, dass das Standard-Partitionsschema von Meego nicht mit der 4 GiB-Begrenzung des internen Flash-Speichers zurecht kommt. Lässt man den Installer gewähren und die Partitionierung automatisch vornehmen, erhält man eine Warnung, dass das Root Filesystem kleiner als 3 GiB sei. Um dies zu verstehen, ist etwas Background notwendig: In seiner Standardeinstellung verwendet Meego btrfs als Dateisystem der Root Partition. Von diesem kann Stand heute aber nicht gebootet werden, weshalb eine zusätzliche ext3-Partition nur für das /boot-Verzeichnis benötigt wird. Dieses belegt in der Regel zwischen 30 und 50 MiB doch Meego scheint hier ungemein mehr Platz vorzusehen.

Am Besten legt man die Partitionierung also manuell fest. Das musste ich ohnehin tun, da mein Debian im internen Flash noch eine Swap-Partition erwartet, die nicht überschrieben werden soll. Daher sieht mein Plattenlayout ungefähr so aus:

Device: /dev/sda (Interner Flash)
150 MiB swap
3.5 GiB ext2 /

Dabei habe ich bewusst auf btrfs als Dateisystem und eine getrennte /boot-Partition verzichtet. Denn bisher bin ich mit ext2 auf dem eeePC immer sehr gut gefahren, so dass ich hier nicht mit einem noch instabilen Dateisystem experimentieren wollte. Ansonsten hätte ich aber maximal 200 MiB für den Boot-Bereich reserviert. Das sollte mehr als genug sein.

Mit diesen Einstellungen gibt sich der Installer soweit zufrieden, auch wenn er kurz anmoniert, dass das Root System nicht auf btrfs aufbaut. Weiter geht es mit der Installation des eigentlichen Systems, wobei hier einfach nur der Inhalt des Live-Images auf die interne Festplatte kopiert wird. Dieser Vorgang geht dafür auch recht schnell.

Wurden alle Dateien kopiert, macht sich der Installer auch gleich daran, den Boot Loader zu installieren -- und hängt sich dabei auf. Anscheinend hat Meego noch nicht 1.0-Qualität erreicht. Der Fehler wäre halb so schlimm, hätten die Entwickler des Installers ähnlich wie bei Debian daran gedacht, dem Anwender eine Konsole zur Verfügung zu stellen. Haben sie aber nicht. Wenn man mit [Alt]+[F1] usw. durch die Terminals schaltet, findet sich nirgendswo eines, wo man sich einloggen könnte. Hier hilft also nur ein Neustart.

Nach dem Neustart bootet man in das Live-Image von Meego, um den Boot Loader manuell zu installieren. Hierzu geht man ins Panel "Applications" und öffnet unter "System Tools" ein "Terminal".

Zunächst hilft es, Root zu werden. Das Passwort hierfür lautet meego. Wenigstens hier keine Überraschungen!

$ su root
Password: meego

Dann hängt man das Dateisystem des internen Flash-Speichers ein und installiert den Boot Loader, der übrigens nicht Grub sondern EXTLINUX ist. Hier mögen vielleicht auch die folgenden zwei Links helfen:

http://syslinux.zytor.com/wiki/index.php/EXTLINUX
http://blog.rootserverexperiment.de/2006/08/01/extlinux-flexibler-bootloader-fur-den-rootserver/

$ mount -t /dev/sda2 /media
$ cd /media/boot
$ extlinux --install .
$ cat /usr/share/syslinux/mbr.bin > /dev/sda

Vorsicht ist beim letzten Befehl geboten. Hier sollte man darauf achten, wirklich das richtige Device zu erwischen. Sonst installiert man den Boot Loader irgendwo hin, aber nicht in den MBR des internen Flash-Speichers.

Würde man das System jetzt neustarten, könnte man immer noch nicht in Meego booten. Es fehlt noch die Konfiguration des Boot Loaders:

$ gedit /media/boot/extlinux.conf

In diese Datei trägt man folgenden Inhalt ein:

Datei /media/boot/extlinux.conf
SERIAL 0 57600
DEFAULT extlinux/menu.c32
TIMEOUT 100

LABEL meego
MENU LABEL Meego 1.0 (Selbst angelegt)
KERNEL vmlinuz-2.6.33.3-11.1-netbook
APPEND root=/dev/sda2 ro quiet

Das war's! Nun lässt sich Meego vom internen Speicher des eeePC booten. Dabei muss man zunächst die Installation abschließen, indem man seine Zeitzone auswählt und einen neuen Systembenutzer anlegt.

Und wie funktioniert's? Naja. Einerseits funktioniert es wirklich zügig und angenehm flott. Andererseits sind noch viele Bugs enthalten, die nicht gerade eine Versionsnummer wie 1.0 rechtfertigen. Gerade auf dem eeePC kann schon einmal die eine oder andere Anwendung abstürzen. Die meisten Screens und Fenster kommen gut mit der kleinen Displaygrße des eeePC zurecht (7", 800x480). Doch an manchen Stellen hat man dann doch den Scrollbalken vergessen und Inhalte wandern einfach aus dem Bildschirm hinaus.

Dennoch gefällt die Oberfläche sehr gut und der Ansatz von Meego ist sehr viel versprechend. Gerade weil die Entwickler anders als bei Android nicht versuchen, den Linux-Unterbau zu verstecken. Das heißt, auf Meego läuft prinzipiell jede Software, die unter einer anderen Distribution auch laufen würde. Das ist ja bei Android nicht der Fall, weshalb ich nur sagen kann: Put the fun back into computing -- install Meego on your computer.


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